Ausflügler, die vom Bismarckturm auf dem Taufstein die gute Aussicht über den Vogelsberg und weit hinaus in die Region genießen wollten, hatten das immer wieder moniert: „Wo ist denn der Taunus, wo ist die Rhön, wo sind Spessart, Odenwald oder der Thüringer Wald?“. Hinweise darauf fehlten bisher auf der Aussichtsplattform in 800 Metern Höhe, ganz oben auf dem Taufstein der höchsten Erhebung des Vogelsberges.
Um dem Abhilfe zu schaffen, wurde die Idee geboren, mit fest installierten Hinweistafeln künftig die Besucher des Turmes besser zu informieren. Der Naturpark Hoher Vogelsberg fand in der Vogelsbergstiftung für Kultur und Natur und deren Partnerorganisation, der Bürgerstiftung Mittelhessen, die von der Volksbank Gießen unterstützt wird, geeignete Mitstreiter für das 6.500 Euro teure Projekt. Für die Finanzierung mit ins Boot kamen noch der Vogelsberger Höhen-Club (VHC), die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Ortsverband Nidda und Umgebung sowie der Geopark Vulkanregion Vogelsberg. Als Einzelsponsoren brachten sich noch VHC-Vorsitzender Jürgen Klein und Claudia Blum, Bürgermeisterin von Homberg und Vorsitzende der Verbandsversammlung des Naturparks Hoher Vogelsberg mit ein. Mit der Ausführung beauftragt wurde das Schlitzer Holz- und Metallbauunternehmen „Milan Art“.
Die Aufgabe, eine geografische Skizze der weitläufigen Region um den Taufstein zu erstellen, sei nicht einfach gewesen, erklärten gestern bei der offiziellen Einweihung des neuen Informationssystems die beiden Firmenvertreter Andreas Schmelzer und David Weiss. Die anfängliche Idee, die gesamten Flächen bis zum Horizont fotografisch zu erfassen, habe sich nicht als machbar erwiesen, da oftmals sehr viel Dunst und Nebel die Sicht versperrten. „Wir haben daher viel mit dem Zeichenbrett gearbeitet und so ein Geländeprofil entwickelt“, erläuterte David Weiss, der in dem Schlitzer Unternehmen für die eher künstlerisch inspirierte Aufgaben zuständig ist.
Gefertigt wurden die Hinweistafeln schließlich aus verzinkten Stahlplatten. Erhaben darauf wurden in Reliefform die umgebenden Landschaften nach den Zeichenvorlagen in Form von entsprechend modulierten und langlebigen Messingplatten aufgebracht. Insgesamt wurden drei Platten gefertigt, die jetzt an drei Seiten des Plattform-Geländer angebracht wurden. Während auf der westlichen und östlichen Seite jeweils die Landschaften in ihrer Struktur nachgebildet sind, ist auf der nördlichen Seite der Aussichtsplattform ein Gesamtlageplan in Kreisform zu sehen. Hier sind die umgebenden Mittelgebirge, die höchsten Erhebungen und wichtige Städte auf einer Messingplatte eingetragen. Dazu in Ringform die Kilometerangaben von 20 bis 100 Kilometern vom Taufstein als Mittelpunkt bis zu den einzelnen markanten Punkten.
Sehr lobend äußerten sich Naturpark-Geschäftsführer Rolf Frischmuth und Erhard Müth, Gründer der Vogelsbergstiftung, über die „gelungene Umsetzung“ des Projektes. Auch Dr. Jens Mischak, in seiner neuen Funktion als Erster Kreisbeigeordneter zudem Vorsitzender des Zweckverbandes Naturpark Hoher Vogelsberg, zeigte sich sehr angetan: „Die Hinweistafeln zur Orientierung der Besucher sind eine prima Idee. Sie stellen auf jeden Fall eine Bereicherung des Turmes dar.“
Der Bismarckturm wurde in den Jahren von 1906 bis 1910 gebaut. Aufgrund seiner ausgesetzten Lage ist das Mauerwerk gegen die Wettereinflüsse wie Regen, Sonne, Schnee und Frost sehr anfällig. Die letzte große Sanierungsmaßnahme fand 1997 statt. Für die Kosten kommen der VHC, die Stadt Schotten und der Vogelsbergkreis auf. Für die ständige Kontrolle und den laufenden Betrieb ist der Naturpark zuständig.