Bürgerstiftung Mittelhessen ruft zu Spenden für Flüchtlinge aus der Ukraine auf – „Altbekannte Organisationen gehen ein bisschen unter“ – Jahresprogramm vorgestellt.
Die Bürgerstiftung Mittelhessen ruft zu Spenden auf, um mit den Geldern Flüchtlinge aus der Ukraine mit Lebensmitteln und Materialien zu unterstützen. Die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung für Menschen aus der Ukraine sei groß, erklärt Klaus Arnold, der Vorsitzende der Bürgerstiftung. „Viele Initiativen der Region aber, die seit Jahren wertvolle Arbeit leisten, spüren plötzlich: Es wird bei den Spendeneinnahmen weniger. Die altbekannten Organisationen gehen ein bisschen unter.“ Vor allem diesen Initiativen wolle man unter die Arme greifen. Als Beispiel nennt Klaus Arnold die heimischen Tafeln.
Explodierende Energiekosten, Lieferengpässe, eine steigende Nachfrage und eine rückläufige Spendenbereitschaft für diese Initiativen haben zu existenziellen Problemen geführt. „Die Situation bei den Tafeln ist so angespannt wie noch nie“, hat der Vorsitzende des Bundesverbands Tafel Deutschland, Jochen Brühl, vor wenigen Tagen erklärt. Die freiwilligen Helferinnen und Helfer seien „teilweise pausenlos im Einsatz“ und erleben es als belastend, „wenn sie Menschen nicht helfen können, weil keine Lebensmittel mehr da sind zum Weitergeben.“
Vor diesem Hintergrund wolle man Spenden für Projekte und Einrichtungen wie die Tafeln in Mittelhessen sammeln, sagt Arnold. Die Bürgerstiftung will die Spenden mit eigenen Mitteln aufstocken und stellt einen Sockelbetrag in Höhe von 5000 Euro zur Verfügung. „Diejenigen, die schon die ganze Zeit großartige Arbeit leisten, sollen weiterhin die notwendigen Mittel erhalten, mit denen sie Gutes tun“, erklärt der Vorsitzende der Bürgerstiftung Mittelhessen.
Die Bürgerstiftung will in diesem Zusammenhang als Mittler dienen, vor dem Hintergrund der Verwurzelung in Mittelhessen und zahlreicher Kontakte mit wohltätigen Organisationen in Mittelhessen. „Wir haben langjährige Erfahrungen und wissen, wo das Geld gebraucht, wird“, sagt der Vorsitzende. „Gerne übernehmen wir die Rolle des Mittlers von Spenden und weiteren Hilfen für die wohltätigen Organisationen in unserer Region.“
Die Bürgerstiftung hofft auf Spenden an das Konto mit dem Stichwort „Flüchtlinge“, IBAN: DE09 5139 0000 0005 4838 08 (BIC: VBMHDE5F, Volksbank Mittelhessen).
Aus dem Antrieb Gutes zu tun, unterstütze man auch Menschen und Gruppen, die unter dem Dach der Bürgerstiftung Mittelhessen selbst eine Stiftung gründen wollen. „Wenn Bürger in der Region eine Stiftung ins Leben rufen wollen, sind wir der erste Ansprechpartner“, sagt Klaus. Im vergangenen Jahr habe man so die Gründung von drei weiteren Stiftungsfonds begleitet: „bürgerLich“, die Inge-Krämer-Stiftung und die Licher LiteraturPreis-Stiftung. Insgesamt zählen inzwischen 13 Partnerstiftungen bzw. Stiftungsfonds zur Familie der Bürgerstiftung Mittelhessen. Das ist immer eine Bindung für die Ewigkeit“, betont Arnold. Dazu gehören unter anderem die „Lindemann-MUKO-Stiftung“ die Kinder in der schwierigen Situation der aufwändigen MUKO-Therapie hilft, sowie die Partnerstiftung „Hallo Welt“, die junge Eltern und ihre Neugeborenen mit Familienbegleitbüchern unterstützt. Partner sind außerdem die Stiftung Gießener Herz, die Werner-Schiffner-Stiftung, die Vogelsbergstiftung für Kultur und Natur, die Langsdorfer Stiftung, die Harald Straßheim-Stiftung, die Reichardt-Stiftung und die Dr. Ulla Türck-Frühauf Stiftung.
Die Bürgerstiftung Mittelhessen verleiht außerdem den Ehrenamtspreis für junge Menschen, der in diesem Jahr das zehnjährige Jubiläum feiert. „Viele sagen, junge Leute tun nichts für die Gesellschaft“, sagt Arnold. „Das stimmt aber nicht, ihr Engagement wird nur viel zu wenig gesehen.“ Ziel des Preises sei, auf den ehrenamtlichen Einsatz junger Menschen aufmerksam machen – und zur Nachahmung anzuregen. Die Bürgerstiftung verleiht die Preise am 28. Juni im Volksbank-Forum in Gießen. „60 Bewerbungen sind eingegangen, das ist ein Rekord“, berichtet der Vorsitzende der Stiftung.
In der Corona-Krise hat die Bürgerstiftung auf eine Übergabe der Ehrenamtspreise im Rahmen einer großen Veranstaltung verzichtet. Es gab lediglich eine Verleihung der Preise an die Erstplatzierten, im vergangenen Jahr wurde die Veranstaltung digital ausgetragen. „Wir hoffen, dass es diesmal als Präsenzveranstaltung funktioniert“, sagt Arnold. Denn in erster Linie gehe es um Wertschätzung. „Wir wollen uns bei den jungen Leuten für ihr Engagement persönlich bedanken.“
Die Bürgerstiftung Mittelhessen wurde 2004 auf Initiative der Volksbank Mittelhessen gemeinsam mit 34 Bürgern aus der Region für Mittelhessen gegründet. Im Rahmen ihres Satzungszwecks will sie gesellschaftliche Vorhaben fördern, die im Interesse der Region und ihrer Bürger liegen, soweit öffentliche Mittel dafür nicht zur Verfügung stehen. Die Bürgerstiftung Mittelhessen ist selbständig und unabhängig, Das anfängliche Stiftungskapital von 383.000 Euro ist auf inzwischen rund 2,5 Millionen Euro angewachsen.